»Es ist wie bei Robin Hood – nur umgekehrt«

Interview in der Jungle World mit dem brasilianischen Urbanisten Carlos Vainer über die Olympischen Spiele und deren sozioökonomische Auswirkungen.

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Carlos Vainer ist ein brasilianischer Urbanist, Ökonom und Soziologe. Er leitet das Institut für Stadtplanung an der Bundesstaatlichen Universität von Rio de Janeiro (UFRJ), das unter anderem zu den sozioökonomischen Auswirkungen von Megavevents wie der Fußballweltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen forscht. Vainer ist Autor mehrerer Bücher und einer der schärfsten Kritiker von sportlichen Großveranstaltungen als Motor neoliberaler Stadtpolitik.

Interview: Niklas Franzen

Nach den Panamerikanischen Spielen 2007 und der Fußballweltmeisterschaft der Männer 2014 finden derzeit die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro statt. Welche Bedeutung haben Megaevents für Städte?

Megaevents leiten Phasen großer Veränderungen ein. In Rio de Janeiro begann dies Anfang der neunziger Jahre mit dem damaligen Bürgermeister César Maia. Seine Politik prägt seit 24 Jahren die Stadt. Im neoliberalen Zeitalter wird auf der ganzen Welt die Beziehung von Kapital und Stadt neu definiert. Städte stellen sich immer mehr als Unternehmen dar, die auf einem globalen Markt in Konkurrenz zueinander stehen. Im Wettbewerb um Kapital, Investitionen und Touristen bieten sich diese unternehmerischen Städte als Standort an. Obwohl sich das Kapital über die Grenzen hinweg bewegt, muss es zeitweise in einem bestimmten Territorium ruhen. Die Stadt fungiert somit als Unternehmen, das seinen Standort verkauft und mit anderen Städten um externe Käufer kämpft, etwa um die Fifa oder das IOC. Alles, was momentan in unserer Stadt passiert, ist nicht das Resultat der Megaevents. Diese Events ordnen sich lediglich in eine gigantische urbane Transformation ein, die versucht, die Stadt marktfreundlich zu machen. Weil es die Grundregel der neoliberalen Stadt ist, Kapital anzulocken, muss sie so gelenkt werden, dass Vorteile für das Kapital entstehen. Stadtplanung richtet sich am Markt aus und nicht an den Bewohnern und den Bedürfnissen in den Städten. Megaevents sind nicht die Ursache für die Veränderungen, aber wichtige Faktoren einer urbanen Umstrukturierung – nämlich der Stadt als großes Geschäft.

Das komplette Interview ist hier verfügbar