Murat Önen wurde 1993 in Istanbul geboren. Bereits als Kind malte er gern. Als er 13 war, nahm er Privatstunden in Malerei bei seiner Kunstlehrerin und besuchte später ein Gymnasium für Kunst. 2011 begann er sein Studium im Fach Malerei an der Istanbuler Kunsthochschule Mimar Sinan. Ein Erasmus-Stipendium führte ihn nach Dresden, wo er seit 2012 an der Hochschule für Bildende Künste Malerei studiert.
Für seine Bilder verwendet Önen ausschließlich Ölfarben. Seine Bilder sind meist Portraits von Personen. Andere stellen realistische Dinge dar, die ein Gesicht besitzen, zum Beispiel Masken oder Puppen. In seinen Bildern fügt er verschiedenen Elemente zusammen und lässt dadurch neue Räume entstehen.
Mit dem Thema Olympia hatte sich Önen vorher wenig beschäftigt. Erst als ihn ein Freund fragte, ob er das Motiv für Olympia-Postkarte von KoBra malen möchte, begann er, mehr über die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu lesen. Ihm wurde klar, was dabei für riesige Summen im Spiel sind, dass sehr viel in der Stadt neu gebaut wird und dass die Bewohner*innen der von den Baumaßnahmen betroffenen Stadtviertel nicht nach ihrer Zustimmung gefragt worden sind. Önen hofft, dass die Menschen durch die Postkarte angeregt werden, sich mit dem Olympia-Thema kritischer auseinanderzusetzen.
Das Motiv des Bildes Ordem e Progresso, für das als Grundlage eine Fotokollage diente, findet Murat Önen sehr stark. Es zeigt im Vordergrund eine kämpferisch wirkende Frau mit zum Protest erhobener Faust. Hinter ihr schreitet ihr der Abriss eines Wohnhauses durch einen Bagger voran. Auf dem Bagger steht Ordem e Progesso (deutsch: Ordnung und Fortschritt), das auf der brasilianischen Flagge stehende Motto. An der Fassade der Abrissruine sind der Schriftzug Jogos das Exclusão (deutsch: Spiele der Ausgrenzung) und die olympischen Ringe als Graffiti aufgetragen. Durch Dunkle Farbtöne wird eine düstere, bedrohliche Gesamtstimmung im Bild erzeugt. Hochhäuser und tropische Gewächse wie Palmen im Hintergrund schaffen ein dekoratives Moment.